Infiltration homogène pour piano à queue Piano progressivement découvert du feutre

Ausstellung „Joseph Beuys and others“, Galerie Carol Johnssen, 2021 Ausstellung Galerie Karin Sachs, 1990


Zwei Seelen wohnen, ach, in einer Brust, so könnte man die Münchner Künstlerin Beate Passow vorstellen. Die eine ist die fröhliche, witzige, ironische, der nichts heilig ist; die andere ist ernst, gibt mahnend ihre Botschaft an die Welt weiter. Letzte Woche wurde an dieser Stelle ihre Installation im Kunstforum besprochen, eine karge, eindringliche Inszenierung, die auf Kommentar verzichtet, wo Geschichte selbst ihr Wort erhebt.

Ganz anders zeigt sich Passow in der Galerie Karin Sachs im Umgang mit den Vätern der zeitgenössischen Kunst, mit Beuys und Warhol, versagt ihr nicht die Sprache. Im Gegenteil, die Vielbewunderten holt sie herunter von ihren Thronen, um mit ihnen menschlich umzugehen. Nach Altvätersitte prosten sie sich vor dem Ahnenbild für den Photographen zu. Zur Selbstbestärkung ihrer repektlosen Annäherung hat sich Beate Passow per Photomontage verdoppelt und erweist so ironisch ihre Reverenz. Aber der Kampf mit den Vätern ist noch lange nicht ausgestanden. In der zweiten ausgestellten Arbeit, einer siebenteiligen Photosequenz, ist die Dekouvrierung eines Konzertflügels festgehalten. - Joseph Beuys nähte ihn im Jahr 1966 in Filz ein. In dieser fingierten Entkleidungsszene steckt ein Entmystifizierungsvorgang, der nur Gewinner übrigläßt; der Flügel ist heil, die Photosequenz auch rückläufig lesbar, der Übervater Beuys bezwungen. (Galerie Karin Sachs, Buttermelcherstraße 16, bis 23. Februar.)

Süddeutsche Zeitung